Vom Forsthof zur Großstadtgemeinde
Die Forsthube Zerzabelshof mit Zeidelgut am nordöstlichen Rand des großen Lorenzer Reichswaldes ist bereits am Anfang des 14. Jahrhunderts als Besitz des Nürnberger Patriziergeschlechts der Stromer, später Waldstromer, bezeugt. Der Ort hieß damals Zernzagelshof, was wohl aus „ze deren Zagels Hof“ entstanden ist. Am Ende der Reformationszeit, nämlich 1562, tritt uns erstmals der heutige Name „Zerzabelshof“ entgegen.
Die Muttergemeinde Mögeldorf, die als politisches Gemeinwesen bekanntlich älter ist als die stolze Freie Reichsstadt Nürnberg, hatte ursprünglich zur uralten Pfarrei Rasch unterhalb Altdorf im Schwarzachtal gehört, war aber 1400 selbständig geworden. 1498 gehört der Zagelshof dem Nürnberger Bürger Hans Schütz, der 1500 dicht neben dem Schloss eine der Heiligen Anna geweihte Kapelle errichten lässt, die zwar der Bischof Gundekar von Eichstätt weiht, gegen deren gottesdienstliche Verwendung aber der Rat von Nürnberg beim Papst erfolgreich Einspruch erheben lässt.
1526 wird Mögeldorf mit Zerzabelshof evangelisch. Von 1562 bis 1860 ist die Nürnberger Patrizierfamilie von Löffelholz Herrin des Schlosses in Zerzabelshof (heute Aussiger Platz 4 und 6). Als Freiherr von Metthing 1862 als nunmehriger Besitzer das Schloss erweitern ließ – Zerzabelshof war 1849 eine selbständige Dorfgemeinde geworden -, wurde die Kapelle monatlich einmal für eine Betstunde zur Verfügung gestellt. Zuständige Kirche war bis 1932 weiterhin St. Nikolaus und St. Ulrich in Mögeldorf, zu der die treuen Kirchgänger aus Zerzabelshof Sonntag für Sonntag in halbstündigem Marsch pilgerten und wo auch die Kinder konfirmiert und die Toten der Gemeinde bestattet wurden.
1555 hatte Zerzabelshof 12 Güter gezählt. 1825 waren es 25 Häuser und 1900 auch erst 49. 1906 erwarb Leonhard Haas das Metthingsche Anwesen, um 1912 einen Großteil der Liegenschaften an den 1. FCN zu verkaufen, dessen 1913 angelegter Sportpark unter dem Namen „Zabo“ den zunächst noch kleinen Ort in den nächsten Jahren in der ganzen Welt bekannt machen sollte.
Zwar waren in dem früher ärmlichen Dorf schon vor 1914 erste Villenbauten entstanden, aber die eigentliche Blütezeit des Ortes sollte erst 1923 mit der Eingemeindung in die Stadt Nürnberg beginnen.
Zur privaten Bautätigkeit trat nun das Wirken dreier Baugenossenschaften, die bereits 1919 gegründet worden waren: um den alten Dorfkern legten sich im Nordosten die Reihenhäuser im Raum der Herrnscheid-, Siedler-und Fallrohrstraße, die die „Baugenossenschaft Zerzabelshof“ erstellte, im Westen entstanden an der Waldluststraße und am Heimgartenweg die Häuserzeilen der „Beamtenbaugenossenschaft Nürnberg e. G. m. b. H.“, während im Südosten die sogenannte Bingsiedlung an Bing-, Rohrmatten-und Torwartstraße an den Reichswald heranrückte. So wuchs die Gebäudezahl von 88 im Jahre 1921 auf 150 im Jahre 1930 und die der Seelen zwischen 1921 und 1932 von 1180 auf rund 5000, von denen etwa 3000 evangelisch waren.
Da reichte die Schlosskapelle mit ihren 60 Sitzen allmählich in keiner Weise mehr aus, zumal Herr Alfred Euerl, Kirchenvorsteher in Mögeldorf und Mitglied der Landessynode, im April 1926 den gut besuchten Kindergottesdienst in Zerzabelshof eingeführt hatte.
So war es verständlich, dass am 23. September 1925 auf Anregung des Mögeldorfer Hilfsgeistlichen Georg Seiß der evangelisch-lutherische Kirchenbauverein Zerzabelshof gegründet wurde, der am 11. November 1926 den Ankauf eines Kirchenbauplatzes beschloss.
Nachdem Zerzabelshof am 1. Mai 1928 einen eigenen Stadtvikar in der Person von Heinrich Schorn bekommen hatte, wurde am 25. Februar 1929 vom Kirchenbauverein der dringend notwendige Bau einer eigenen Kirche und zwar der einer Notkirche beschlossen; 1929 kam es ja zu der besonders für Deutschland wirtschaftlich und politisch äußerst folgenschweren Weltwirtschaftskrise
Am 31. Januar 1930 wurde von der evang.-luth. Gesamtkirchenverwaltung für die evang.-luth. Kirchenstiftung Zerzabelshof ein 0,987 ha großer Platz zwischen Koler- und Rohrmattenstraße als Kirchenbauplatz erworben.
Geburt der Auferstehungsgemeinde
Als Nachfolger von Vikar Schorn machte sich am 15. April 1930 Stadtvikar Rudolf Schmidt zusammen mit Otto Strunz an Planung und Bau der ersehnten Kirche. Die Baupläne selbst fertigten die Nünberger Architekten Brendel und Kälberer an und Anfang Februar 1932 konnte schließlich der erste Spatenstich an der Baustelle erfolgen.
Am 17. April 1930 wurde die feierliche Grundsteinlegung vollzogen. Trotz des regnerischen Wetters hatte sich an diesem Sonntag ein stattlicher Zug mit dem Posaunenchor Gibitzenhof an der Spitze von der Schlosskapelle durch die Zerzabelshofer Hauptstrasse und die Rohrmattenstrasse zum Kirchenbauplatz bewegt. Nach einem Gemeindegesang und des Festrede des 1. Pfarrers der Muttergemeinde Mögeldorf, Stadtpfarrer Bammessel, fielen die Hammerschläge der anwesenden Geistlichen und der verschiedenen kirchlichen und weltlichen Würdenträgern. Die Feier schloss mit dem vom Kirchenchor vorgetragenen 100. Psalm sowie einem Gebet und Gemeindegesang, worauf sich der Festzug zur Schlosskapelle zurückbewegte.
Am 11 Juni 1932 beschloss der Ausschuss des Kirchenbauvereins, der in der Entstehung begriffenen Notkirche den Namen „Auferstehungskirche“ zu geben, was erst Anfang September vom Landeskirchenamt gebilligt wurde. Die Glocke für die Notkirche, die in der Glockengießerei Franz Schilling Söhne, Apolda, gegossen wurde am 7 Juli 1932 abends, 7 Uhr, vom Bahnhof Dutzendteich in festlichem Zug unter Vorantritt einer Musikkapelle eingeholt und durch einen Monteur auf den Glockenstuhl emporgezogen und angebracht. Die 196 kg schwere Glocke mit dem Hauptton „Des“ trug die Inschrift: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“
Die nächste Aufgabe war die Innenausstattung der Kirche. Das Kirchenschiff bot für 200 Sitze Platz, die Orgelempore hatte 50 Sitzplätze und der durch eine Ziehharmonikawand vom Kirchenschiff abtrennbare Bibelstunden- und Versammlungsraum 70 Sitzplätze. Die durch elektrische Gebläse betriebene Orgel der Fima Holländer in Feuchtwangen mit ca. 600 Pfeifen war in der Brüstung der Orgelempore als Rückpositiv eingebaut. Altar und Kanzel waren aus Backsteinen des alten großen Formats aufgebaut, der transportable Taufstein war aus Holz.
Das eindrucksvolle Altarbild von dem Schwabacher Studienassessor Johannes Geyer zeigte als Fresko-Wandgemälde den Auferstandenen vor der aufgehenden Sonne. Der selbe Künstler hatte auch die Bilder der zwölf Apostel an der Brüstung der Orgelempore geschaffen.
Am Samstag, den 24. September 1932 um 5 Uhr abends, erhob die Glocke der Auferstehungskirche in Zabo zum ersten Mal ihre eherne Stimme und läutete mit fröhlichem Klang das Kirchweihfest ein. Lob- und Danklieder des Posaunenchors Gibitzenhof und der freudig bewegten Gemeinde hallten über den mit Tannengrün, Girlanden, Kirchen-, Landes- und Stadtfahnen reich geschmückten Kirchplatz.
Sonntag, den 25. September, fand dann die Einweihung der Kirche statt. Um 8.45 Uhr versammelten sich an der alten Schlosskapelle die Geistlichkeit, unter ihr Herr Kreisdekan OKR D. Rüdel, Ansbach, und Herr Dekan KR D. Weigl, Nürnberg, ferner die Vertreter vieler Nürnberger Gemeinden und kirchlicher Vereine, die Vertreter staatlicher und städtischer Behörden, sowie zahlreiche sonstige Ehren- und Festgäste. Um 9 Uhr läutete das Glöckchen des Metthingschlosses zum Abschied und der Festzug setzte sich in Bewegung: Freiwillige Feuerwehr Zerzabelshof, Kindergottesdienst Zerzabelshof, Jugendverbände verschiedener Gemeinden, Mädchengruppe mit dem Kirchenschlüssel, die Geistlichkeit, die Kirchenvorstände der Nürnberger Gemeinden, die Ehrengäste, der Evangelische Bund und als Abschluss die Zerzabelshofer Gemeinde. Als der Zug in die Rohrmattenstrasse einbog, wurde er von dem Geläute des neuen Gotteshauses empfangen.
Nach einem Vorspruch erfolgte die Übergabe des Kirchenschlüssels in althergebrachter Weise. Der Ortsgeistliche, Herr Stadtvikar Rudolf Schmidt, sperrte dann die Kirchentüre auf und mit Orgelbegleitung unter dem Gesang des Chorals „Tut mir auf die schöne Pforte!“ hielt die Festgemeinde ihren Einzug in ihre so schlichte und einfache, doch so traute und lieblich Notkirche. Herr Kreisdekan OKR D. Rüdel hielt die Weiherede über Offenbarung 21,3: „Siehe da, eine Hütte Gottes bei den Menschen!“ Anschließend vollzog Herr OKR D. Rüdel die Weihehandlung, worauf die Gemeinde dankerfüllten, freudig bewegten Herzens anstimmte: „Nun danket alle Gott!“ Die Festpredigt hielt Herr Dekan KR D. Weigl über Klagelieder Jeremias 3, 22-23: „Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu und seine Treue ist groß“ Mit dem Gesang des Chorals „Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade!“ schloss der Kirchweihfestzug.
Nachmittags um 3 Uhr versammelten sich an der alten Schlosskapelle der Zerzabelshofer Kindergottesdienst und zog dann, von einer großen Anzahl Gemeindemitglieder begleitet, zum 1. Kindergottesdienst in die neue Kirche.
Den Abschluss des Kirchweihfestes bildete abends 8 Uhr eine musikalische Abendfeier, vom Kirchenchor Zerzabelshof unter Mitwirkung hervorragender Solokräfte und des Zerzabelshofer Musikvereins veranstaltet.
Die Gemeinde in der Zeit des Kirchenkampfes
In ihrer neuen Kirche hatte also die Gemeinde nunmehr eine sichtbare Mitte ihres kirchlichen Lebens bekommen, das sich in der Folgezeit erfreulich weiterentwickelte. Zu den gutbesuchten Gottesdiensten in der Notkirche traten allsonntäglich die recht beliebten Waldgottesdienste neben dem Valznerweiher. Die Kindergottesdienste waren im Durchschnitt von 100 Knaben und Mädchen besucht. Auch die Bibelstunden hatten meist sehr guten Besuch.
Die schlecht getarnte Kirchenfeindlichkeit des neuen Regimes im Deutschland des Jahres 1933 hatte zur Folge, dass eine Evangelisationswoche vom 3. bis 10. Dezember 1933 mit Pfarrer Senior Arold aus Rüdenhausen äußerst guten Zuspruch hatte.
Der durch Kantor Brecheis von St. Egidien am 7. November 1929 ins Leben gerufene Kirchenchor verschönte auch weiter bei festlichen Anlässen die Gottesdienste und andere Veranstaltungen der Gemeinde und trat auch öfters mit allseits begrüßten musikalisch-gesanglichen Feierstunden hervor.
Auch der am 5. März 1931 gegründete Gemeinde- und Diakonieverein Zerzabelshof baute seine Betreuung der Kranken und der Armen ständig weiter aus. Nachdem die früher auf die Mögeldorfer Diakoniestation angewiesene Gemeinde am 24. Okt. 1928 eine eigene Gemeindeschwester in der Person der Neuendettelsauer Diakonisse Elisabeth Meringer bekommen hatte, die nacheinander bei verschiedenen Familien in Zerzabelshof wohnte und ab 1. September 1931 jeweils eine Helferin aus dem Kreis der Probe-bzw. Hilfsschwestern an die Seite gestellt bekam, hatten diese beiden Schwestern ab November 1934 eine selbständige Wohnung im Hause Waldluststraße 127.
Seit August dieses Jahres 1934 brachte der Kirchenkampf, den die sog. Deutschen Christen mit wohlwollender Duldung und heimlicher Unterstützung der Staatspartei in die evangelisch-lutherische Kirche Deutschlands hineingetragen hatten, viel Unruhe in die Gemeinde. Äußeres Symbol dieser antichristIichen Tendenz war die Errichtung einer germanischen Irminsäule am Platz der Omnibusendstation im Jahre 1934 anstelle einer Hitlereiche des Jahres 1933. Schon im September fanden die ersten Bekenntnisgottesdienste statt. In der Gemeinde wurde ein Bruderrat gewählt, der aus den Herren Christian Zahn, Otto Strunz und Christian Bräuhäuser bestand.
Mit dem 28. September 1934 wurde das Vikariat Zerzabelshof von der Muttergemeinde Mögeldorf gelöst und in ein selbständiges exponiertes Vikariat umgewandelt, was die Wahl eines eigenen Kirchenvorstands notwendig machte. Bei der Wahl vom 28. Oktober 1934 wurden als Kirchenvorsteher gewählt: Johann Hofmann, Georg Weiß, Munker Senior, Emil Rettig, Fritz Schneller, Christian Zahn, Christian Bräuhäuser, Adolf Grafenberger, Paul Wolter, Otto Strunz. Der Kirchenvorstand Zerzabelshof ist zugleich Kirchenverwaltung.
Am 23. Februar 1935 begann man mit der Sammlung der Bekenntnisgemeinschaft, der sämtliche Kirchenvorsteher sogleich beitraten. Christian Zahn wurde zum Leiter der Bekenntnisgemeinschaft berufen; zugleich wurde er auch zum Schulungsleiter für Männerabende ernannt. Am 1. Mai 1935 löste Stadtvikar Max Borger Stadtvikar Rudolf Schmidt an der Spitze der Gemeinde ab, und er baute eine Reihe von Initiativen umsichtig weiter aus, die schon sein Vorgänger eingeleitet hatte. Am 3. Mai 1935 fand der erste Männerabend statt; der daraus entwickelte Männerkreis traf sich zunächst jede Woche einmal und später alle 14 Tage zu einer Bibelstunde. Auch die bereits von Stadtvikar Schmidt eingeführten Mütterabende wurden rege weitergeführt. Schließlich gab Stadtvikar Borger den von seinem Amtsvorgänger Schmidt hektographiert von Zeit zu Zeit herausgebrachten Gemeindeboten ab Juni 1935 regelmäßig jeden Monat gedruckt heraus, den die bereits im März 1935 neuorganisierte Gemeindehilfe allen evangelischen Familien ins Haus brachte.
Trotz allen Drucks seitens der Hitlerjugend, die auch die kirchlichen Jugendverbände in ihre Reihen zu integrieren suchte, konnte sogar die Arbeit an der jungen Gemeinde erfolgreich ausgebaut werden. Auf dem Kirchenplatz wurde im Lauf des Sommers 1935 eine Jugendhütte errichtet und zwar besonders durch freiwillige Arbeitsleistung einer Reihe von Männern der Gemeinde. Die nett eingerichtete Hütte diente vor allem der männlichen und weiblichen Gemeindejugend als Versammlungsraum bei ihren allwöchentlichen Zusammenkünften.
Das Jahr 1936 brachte für Zerzabelshof einen weiteren äußeren Aufschwung. Nachdem sich zwischen Regensburger- und Valznerweiherstraße die sog. K.d.F.-Stadt mit ihren wuchtigen Versammlungshallen der einzelnen deutschen Gaue ausgebreitet hatte, wichen auch die Felder längs der Zerzabelshof-und der Komotauerstraße neuen schmucken Einzel-und Reihenhäusern, womit der Stadtteil endgültig an die Südoststadt herangewachsen war.
Die Gemeinde ließ sich aber dadurch keineswegs von ihren Aufgaben weltweiter christlicher Nächstenliebe ablenken. Ende September 1936 wurden auch in Zerzabelshof die Freunde der Neuendettelsauer Missionsarbeit in einer Missionsgemeinde zusammengefasst, und in die einzelnen Familien wurden schließlich Missionssammelbüchsen gegeben. Aus einer erneuten Evangelisationswoche vom 14. bis zum 21. Februar 1937 in der Kirche mit Pfarrer Kübler, Roth, ging eine Gebetsgemeinschaft hervor, die sich seit dem 27. Februar 1937 jeden Samstagnachmittag um 16.00 Uhr im Bibelstundenraum der Kirche zusammenfand.
In diesem Jahr 1937 vollzog sich ein vielfacher Wechsel. Am 1. Juni 1937 wurde Bruder Wilhelm Klughardt als Gemeindediakon, Organist und Dirigent des Kirchenchors angestellt, womit die jahrelange segensreiche Dirigenten-und Organistentätigkeit des Stadtkantors Brecheis und seiner Tochter, Frau Eckart, ein Ende fand.
Am 20. August 1937 wurde schließlich das Exponierte Vikariat Zerzabelshof zum Evangelisch-Lutherischen Pfarramt Zerzabelshof erhoben. Am 1. September 1937 kam Stadtvikar Konrad Blos als Pfarrverweser nach Zerzabelshof. Der scheidende Pfarrer Borger schenkte der Gemeinde einen Schriftenkasten, auf dem volksmissionarische Schriften zum Verkauf aufgelegt waren.
Nachdem die Geistlichen der Gemeinde seit 1. Mai 1928 stets bei Gemeindegliedern als Untermieter gewohnt hatten, war der Kirchenvorstand seit dem Frühjahr 1937 ernstlich bemüht, dem neuen Pfarrherrn eine eigene Wohnung bereitzustellen. Da sich dem ursprünglich auf dem Kirchenplatz geplanten Neubau eines Pfarrhauses zu große Schwierigkeiten entgegenstellten, wurde auf Antrag des Kirchenvorstandes von der Gesamtkirchenverwaltung am 29. September 1937 einstimmig beschlossen, ein im Rohbau hergestelltes Wohnhaus an der Kolerstraße als Pfarrhaus käuflich zu erwerben und fertigzubauen. Es sollte bis zum 1. November 1937 beziehbar sein, und spätestens bis zu diesem Zeitpunkt sollte auch der erste „wirkliche“ Pfarrer in Zerzabelshof einziehen.
Die Ära Dr. Günther Eichner (1938 bis 1974)
Einstimmig wählte im September 1937 der Kirchenvorstand den bisherigen Inhaber der 3. Pfarrstelle in Feuchtwangen, Herrn Pfarrer Dr. Günther Eichner, als ersten Pfarrherrn der Gemeinde. Sein unerschrockenes Eintreten für eine unverfälschte evangelisch-lutherische Kirche hatte ihm schon an seiner alten Wirkungsstätte die Missgunst gewisser staatlicher Stellen eingebracht, und die nationalsozialistische Regierung versagte deshalb auch hier über eineinhalb Jahre hinweg die Zustimmung zu der Wahl des Kirchenvorstands. Doch auch ohne ordnungsgemäße Installation machte sich Dr. Eichner 1938 an den weiteren Ausbau des Gemeindelebens. Mit Freude begrüßte die Gemeinde die zwei Schwestern Babette Herold und Martha Kühner. Nach einer Pause von eindreiviertel Jahren brachte Dr. Eichner im Mai 1939 wieder einen Gemeindeboten heraus, „als einigendes Band um die Gemeinde wie vorher“.
Der 2. Weltkrieg und die Gemeinde
Nach Wochen ungeheurer Spannung begann am 1. September 1939 mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Polen der 2. Weltkrieg. Anders als zu Beginn des 1. Weltkrieges gab es nirgendwo Jubelstimmung, eher ein Gefühl der Beklemmung und dunkler Ahnungen. Doch der schnelle Sieg in Polen verscheuchte bei vielen bald wieder die Sorgen, zumal er unter unseren Gemeindegliedern an der Front keine Opfer gefordert hatte.
Das Gemeindeleben konnte in gewohnter Weise weitergehen, da es noch keine Luftangriffe gab. Bei den Kämpfen des Jahres 1940 in Norwegen, Holland, Belgien und Frankreich waren dann die ersten Opfer innerhalb der Gemeinde zu beklagen, deren in Gedächtnisgottesdiensten ehrend gedacht wurde.
Ruhig verlief auch noch im Innern die Zeit vom Juli 1940 bis zum Juni 1941. Das Kriegsgeschehen hatte sich in den fernen Balkanraum verlagert, von wo sich die Siegesmeldungen überstürzten. Zwar hatte sich die Arbeit von Pfarrer Dr. Eichner vervielfacht, da Diakon Klughardt und Vikar Rupprecht vom 2. Gemeindesprengel zum Wehrdienst eingezogen waren, aber sonst wirkten die großen militärischen Erfolge weithin noch beruhigend, wenn nicht gar begeisternd.
Da wurde im sonntäglichen Waldgottesdienst des 22. Juni 1941 der deutsche Einmarsch in Russland bekannt, und die ganze Schwere dieses Schrittes ließ ein beklemmendes Gefühl der Ungewissheit und Unsicherheit aufkommen. Wieder gab es zunächst die großen Siege, wenn auch nicht in dem von der Führung erwarteten Tempo, aber im Dezember vor Moskau kam die erste große Wende, die die Gefallenen-Gedächtnis-Gottesdienste immer zahlreicher werden ließ.
Der Sommer 1942 schien noch einmal alle im vorhergehenden Winter aufgekommenen Besorgnisse Lügen zu strafen, aber die Katastrophe von Stalingrad machte mit fast einem Dutzend Opfern aus der Gemeinde den meisten jetzt doch den Ernst der Lage endgültig klar. Und doch war dies erst der Anfang der nicht mehr endenden Rückschläge an den Fronten, neben die seit August 1942 auch in Süddeutschland die alliierten Luftangriffe auf das Heimatkriegsgebiet traten.
Der erste, schon sehr schwere Angriff von 200 englischen Bombern brachte am 29. August 1942 kurz vor 0.30 Uhr nicht nur schwerste materielle Schäden, sondern forderte auch acht Todesopfer, darunter drei Gemeindeglieder. Dankbar versammelte sich die teilweise wunderbar vor Schlimmerem bewahrte Gemeinde am folgenden Sonntag zum Gottesdienst.
Der nächste schwere Luftangriff erfolgte in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1943. Drei Mitglieder der Familie Preißinger waren die Todesopfer.
Nach einer Ruhepause von über 4 Monaten traf am 11. August 1943 nachts um 1.00 Uhr der schwerste Angriff das Gemeindegebiet. Neben vielen anderen Gebäuden wurde auch das Pfarrhaus in der Komotauerstraße 83 vollkommen zerstört. Die Kirche selbst wurde erstmals aufs schwerste beschädigt. Mühevoll wurde sie in den folgenden Tagen wieder instandgesetzt, so dass sie zum Gottesdienst wieder benutzt werden konnte. Besondere Dienste leistete dabei ein Arbeitskommando von Landesschützen mit gefangenen russischen Offizieren.
Schon zweieinhalb Wochen später wurde bei einem englischen Nachtbomberangriff die Kirche wieder aufs allerschwerste so beschädigt, dass sie erst nach mühseligsten Reparaturarbeiten am 1. Advent 1943 wieder benutzt werden konnte.
Nachdem die englischen Kampfverbände 1944 beim ersten Großangriff vom 31. März 137 Bomber – Höchstzahl des Krieges – im Raum Nürnberg verloren hatten, hatte die Gemeinde bis zum 10. September Ruhe, wo die Besucher des Hauptgottesdienstes auf dem Heimweg von einem amerikanischen Tagesangriff überrascht wurden, der zwar wieder große materielle Schäden verursachte, aber glücklicherweise keine Menschenopfer forderte.
Beim nächsten Großangriff vom 3. Oktober 1944 um die Mittagszeit wurde Gemeindeschwester Babette Herold verschüttet, aber von Schwester Martha Kühner herausgegraben und mit schweren Verletzungen geborgen. Schwester Martha selbst war in wunderbarer Weise bewahrt worden: Herr Strobel hatte ihr im Keller einen Stuhl angeboten; sie wollte jedoch einen aus ihrem eigenen Keller holen. Während sie weg war, tötete eine Sprengbombe Herrn Strobel und verschüttete Schwester Babette.
Die trotz mancher Bedenken durchgeführte Bibelwoche über Jesaja 40 bis 54 vom 22. bis 29. Oktober 1944 blieb wunderbarerweise frei von Fliegeralarmen.
Das Weihnachtsfest mit Christvesper und Festgottesdiensten sowie mit Krippe und Christbaum konnte bei großem Zuspruch der Gemeinde ordnungsgemäß gefeiert werden, aber den 24. Dezember störten doch 8 Alarme.
Der 2. Januar 1945 brachte dann den schwersten und furchtbarsten Luftangriff auf Nürnberg und unsere Gemeinde. Die Altstadt sank zwischen 19 und 20 Uhr abends in Schutt und Asche. Etwa 2000 Tote wurden aus den Trümmern geborgen. Aber auch Zerzabelshof und seine Kirche wurden wieder sehr stark beschädigt. Dennoch gelang es einigen Männern, den Bibelstundenraum so zu flicken, dass darin am nächsten Sonntag wieder Gottesdienst gehalten werden konnte. Allerdings gab es auch wieder zehn Bombenopfer.
Die Konfirmanden halfen mit Zimmerleuten die Kirche wieder herzurichten. Die Zahl der Gottesdienstbesucher wuchs von Sonntag zu Sonntag. Auch die Jugendarbeit wurde wieder begonnen.
Bitter war bei dem Angriff vom 20. Februar 1945 der Tod der 17 jährigen Kindergottesdiensthelferin und Jugendleiterin Hedi Schuster in einem Splittergraben.
Mit einer größte Zerstörung im weiten Umkreis um die Ecke Fallrohr-Herrnscheidstraße bringenden englischen Luftmine in der Nacht vom 17. auf 18. März 1945 setzte der nervenbelastende jahrelange Luftkrieg für Zerzabelshof seinen verheerenden Schlusspunkt. Und doch fand am folgenden Tag die Konfirmation von 29 Kindern in unserer Kirche statt. Nur der Einzug war von einem Kleinalarm gestört.
Das Ende
Der folgende Monat brachte bei stetigem Näherrücken der feindlichen Truppen von Norden, Nordosten und Osten fast ständigen Kleinalarm. Die Spannung der nicht aufs Land geflüchteten Bevölkerungsteile erreichte am 15. April – dem Sonntag Misericordias Domini, „Erbarmen des Herrn“, – ihren Höhepunkt, als aktive Truppen die Straßen der Gemeinde in Verteidigungszustand mit dem Ausbau von MG-Nestern, Widerstandsnestern und Stützpunkten setzten, und schon am 16. April gegen 12.30 Uhr erfolgte mit einem langgezogenen Heulton Feindalarm, da der Gegner von Osten (!) her in den Stadtbereich eingedrungen war. Vom Reichswald und von der Regensburger Straße her stieß er mit erdrückender Waffenüberlegenheit am 17. April in das Gebiet der Gemeinde herein. Ihre Glieder konnten nur in den Kellern und Bunkern dem Ende der Kampfbandlungen entgegenbangen. Panzereinschüsse richteten nochmals in der Waldluststraße größte Schäden an. Neben dem neuen Pfarrhaus in der Forstmeisterstraße durchschlug eine Panzergranate die Stirnseite des Hauses Nr. 4. Pfarrer Dr. Eichner, der vor dem Hause stand, blieb wie durch ein Wunder unverletzt. Sonst aber gab es noch bittere Verluste unter den deutschen Soldaten und der Zivilbevölkerung.
Als sich am 18. April gegen 9 Uhr die deutschen Truppen aus dem Wald und der Forstmeisterstraße in die Kritzstraße zurückzogen, lag das Gemeindegebiet im Niemandsland. „Ein banges Gefühl der Schutzlosigkeit und Einsamkeit konnte einen ergreifen“ (so Otto Strunz in seinem Bericht). Gegen 11.30 Uhr tauchten dann die ersten amerikanischen Soldaten auf, die wegen eines verbliebenen Widerstandsnestes in Einzeltrupps aufgeregt die Keller nach deutschen Soldaten durchsuchten. Bald sammelten sich erregte Gruppen von Zivilisten auf den Straßen des Gemeindebereichs. Gegen Abend begannen schließlich die ersten Hausdurchsuchungen nach Waffen. Beute der Durchsuchenden wurden allerdings auch Uhren, Ringe, Andenken, Fotos und dergleichen.
Übergriffe ereigneten sich immer wieder in diesen ersten Tagen, aber im Großen und Ganzen blieb die Gemeinde vor größeren Ausschreitungen bewahrt. Straßenstreifen und Einquartierungen bewirkten, dass sich Freund und Feind schnell aneinander gewöhnten. Das größte Problem wurden jetzt jedoch die vom Gegner freigelassenen Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter, die teilweise in zügellosen Plünderungszügen ihren aufgestauten Hass-und Rachegefühlen freien Laufließen. Doch gab es auch Fälle, dass menschlich behandelte Gefangene ihren zugewiesenen Arbeitgebern gegen Übergriffe beherzt zu Hilfe kamen.
Der Neubeginn 1945
Als am 8. Mai 1945 die Wehrmacht nach dem Selbstmord des Diktators in Berlin bedingungslos kapituliert hatte, endete die Zeit des allgemeinen Plünderns und „Organisierens“ im zerschlagenen Reich. Nach wenigen Tagen funktionierten Wasser-und Lichtversorgung wieder, und man begann sich wieder zwischen Trümmern und Ruinen einzurichten. Zwar waren die Lebensmittel sehr streng und knapp rationiert, aber daran war man ja seit Beginn des unseligen Krieges längst gewöhnt. Neu war natürlich die Ausgangssperre von 20 Uhr abends bis 7 Uhr morgens.
Bei einer ersten Zusammenkunft erklärte die Besatzungsbehörde Oberkirchenrat Dekan Schieder gegenüber sofort, dass die Kirchen in Wort, Schrift und in ihren Veranstaltungen nach 12 Jahren wieder vollkommen frei sein würden, sicher in Anerkennung des tapferen Widerstands der „Bekennenden Kirche“ im Dritten Reich.
Die Gottesdienste gingen tatsächlich in gewohnter Weise weiter und trotz der allgemeinen Unruhe und Unsicherheit versammelte sich dabei gerade in der ersten Zeit nach dem Zusammenbruch eine stattliche Anzahl von Gemeindegliedern. Die Predigten an diesen Sonntagen setzten sich natürlich in allem Ernst und aller Offenheit mit der neuen Lage auseinander. Der fundamentale Gegensatz zwischen christlichem Glauben und germanischem Mythus wurde eindringlich klar gemacht und der politische und militärische Zusammenbruch als das Gericht Gottes über die Selbstherrlichkeit des Menschen gezeigt.
Das kirchliche Leben kam in seiner gewohnten Ordnung rasch wieder in Gang: die volle Liturgie wurde wieder eingeführt, die kirchliche Unterweisung in Katechismus, biblischer Geschichte und Choral wurde für zwei Klassen wieder aufgenommen, die Jugendarbeit erneut aufgebaut und die Waldgottesdienste am Valznerweiher wieder begonnen. Die Pfarrhäuser wurden durch Plakate in englischer Sprache als unantastbar ausgewiesen und der Pfarrer durch Ausweis von der sonstigen Bewegungsbeschränkung ausgenommen, was eine große Hilfe bei seiner seelsorgerischen Arbeit war, und diese Arbeit war bei den zahllosen Nöten der Zeit äußerst umfangreich.
Die Wiederherstellung der alten Kirche (Herbst 1945)
Nach Beruhigung der allgemeinen Lage war es in der zweiten Hälfte des Jahres 1945 endlich möglich, die zerstörten Teile des alten Kirchleins wieder herzurichten. Als erstes wurden die zerstörten Wände herein geschoben und in der letzten Woche des Kirchenjahres durch Maurer-, Stuck- und Malerarbeiten der Firmen Hähnlein, Jakob und Mederer wieder hergestellt und getüncht. Auch die Orgel wurde von Herrn Holländer in langwieriger Arbeit wieder instandgesetzt. Schon vorher war das Kirchendach zu dreiviertel mit Aluminiumblech gedeckt worden, sodass die Kirche vor schlimmsten Wasserschäden bewahrt blieb. So konnte das neue Kirchenjahr 1946 in einer neuen Kirche festlich begonnen werden.
Neuer Gemeindeaufbau
Auf dem Posten des Kirchners gab es eine wichtige Veränderung: Michael Reim, der seit 1932 seinen Dienst treulich geleistet und inzwischen das 70. Lebensjahr erreicht hatte, wurde am 1. Januar 1946 von Stefan Bürner abgelöst, der sich schon vor sechsjährigem Kriegsdienst im Gemeindeleben und im Kirchenvorstand bewährt hatte. Der politische Säuberungsprozess und die neue gewichtige Stellung der Kirche bewirkten eine Zunahme der Kircheneintritte und ein vollkommenes Ende der Kirchenaustritte. Kircheneintritte wurden allerdings erst nach halbjähriger Bewährungsfrist vollzogen.
Neben dem Neuaufblühen der männlichen und weiblichen Jugendarbeit durch Einsatz zweier Berufskräfte -Herrn Börner und Frl. Stoller – und der Aufstellung eines eigenen Kreises junger Kriegsheimkehrer war die Schaffung eines Posaunenchors für die Gemeinde von größter Bedeutung. Seit 1945 war das Pfarramt bemüht, für Gemeindezwecke und besonders für den Waldgottesdienst einen Posaunenchor aufzustellen. Nach langen, eifrigen Rundfragen konnten acht verschiedene Blasinstrumente erworben werden und schließlich wurde durch Kantor Schuhmann ein Posaunenchor gegründet, der den Gottesdiensten eine besonders feierliche Note zu geben verstand.
Um der erweiterten Jugendarbeit einen geeigneten und leicht heizbaren Raum zu schaffen, wurde die „Jugendhütte“ mit Hilfe der treuen Handwerksmeister der Gemeinde um 2 Meter erweitert.
Zur Vorbereitung des Neubaus eines Pfarrhauses wurden die Pachtgärten des Bienenzüchtervereins am Reichswaldsaum wieder in kirchlichen Besitz überführt.
Ein besonderes Ruhmesblatt in der Geschichte der Gemeinde sollte das „Evangelische Hilfswerk für die Opfer des Krieges“ werden. Die Not der heimkehrenden Soldaten, der Ausgebombten und vor allem der Flüchtlinge aus dem einstigen deutschen Osten, die durch die Gemeinde zogen, hatten diesen jüngsten Zweig der Inneren Mission entstehen lassen. Unter der umsichtigen und zielbewussten Leitung von Otto Strunz -in Zusammenarbeit mit Pfarrer Dr. Eichner -wurde ein „Freundeskreis“ ins Leben gerufen, dem über die Hälfte aller Familien der Gemeinde beitraten. Die Gemeindehelferinnen übernahmen für ihre Bezirke neben Geld-auch Kleider-und Hausgerätesammlungen. Einen ganz besonderen Erfolg verzeichnete eine Sofakissensammlung für Flüchtlingskinder ohne richtige Betten. Alte, Kranke und Kriegsversehrte ohne Rente konnten mit Geld unterstützt werden. Dieses „Zaboer Hilfswerk“ wurde durch seine neuen Ideen und ständige Werbung in der Öffentlichkeit weithin bekannt und vorbildlich für die Gesamtgemeinde Nürnbergs.
Ein besonders feierlicher Festtag wurde für die Gemeinde der Tag der Einweihung der Gefallenengedächtnistafeln am 13. Oktober 1946 in einem weihevollen Festgottesdienst. Für jeden Gefallenen war an den beiden Seitenwänden des Kirchleins ein Totenschild mit Namen, Geburts-und Todesdatum angebracht, der von dem Spruch Römer 14,8 umrahmt war. Totengedenken und Trostpredigt waren von musikalischen Darbietungen des Organisten Schuhmann würdig umrahmt.
An Weihnachten 1946 füllte eine für die gnädige Bewahrung dankbare Gemeinde das Notkirchlein bis zu den letzten Plätzen. Vorher schon hatte am 4. Advent in einer eigenen Kinderweihnacht das Evangelische Hilfswerk Kinder armer Eltern mit Spielzeug und Süßigkeiten beschenkt. Auch an Alte und Kranke konnten Liebesgaben aus Amerika verteilt werden, aber auch Kleider und Schuhe an Bedürftige weiterhin ausgegeben werden.
Das Jahr schloss mit den Kirchenvorsteherwahlen und der „Weihnachtsbitte der Evangelischen Kirche“ um die Freilassung unserer Kriegsgefangenen. Diese Wahl war als die erste seit 1933 von ganz besonderer Bedeutung. Es darf in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, dass nach dem Ausscheiden der deutsch-christlich eingestellten Kirchenvorstände die übrigen umso treuer zur Kirche gehalten hatten.
Der Kirchenvorstand hatte sich so auch in unserer Gemeinde zu einer treuen und äußerst erfolgreichen Arbeitsgemeinschaft entwickelt. Die Liste der Neugewählten umfasste die Herren Wolfer, Schneller, Böld, Hofmann, Eirich, Munker, Zimmermann, Rettig, Müller, Lieber. Otto Strunz wurde als Vertreter des Evangelischen Hilfswerks weiter in den Kirchenvorstand einbezogen. Die Verpflichtung der neuen Kirchenvorsteher erfolgte in einem feierlichen Gottesdienst.
Mit der Evangelischen Kirche Deutschlands führte auch unsere Gemeinde einen feierlichen Bittgottesdienst für die Freilassung der deutschen Kriegsgefangenen durch. In die in der Kirche aufgelegten Listen trugen sich 1122 Gemeindeglieder, d. h. alle Kirchentreuen ohne Ausnahme, ein.
Das Jahr 1947 bedeutete auch für unsere Gemeinde den Höhepunkt der Nachkriegsnot. Die Vorräte waren weithin aufgezehrt; eine seit Jahrzehnten in dieser Stärke nicht mehr erlebte Hitzewelle und monatelange Dürre brachten eine schlechte Ernte. Dazu vertieften Geldentwertung und Schwarzhandel diese Not noch zusätzlich. Im kirchlichen Bereich war 1947 eine Bestandsaufnahme der erlittenen und die Beseitigung der schlimmsten Schäden das Gebot der Stunde.
Unser Notkirchlein bekam innen und außen einen sauberen neuen Anstrich. Das Kreuz an der Giebelseite wurde vergoldet und die Sakristei besonders würdig ausgeschmückt.
Die „Jugendhütte“ wurde nochmals erweitert, um der infolge der Rückkehr evakuierter und des Zuzugs neuer Gemeindeglieder stark gewachsenen Gemeindearbeit neben der verstärkten Jugendarbeit Raum zur Entfaltung bieten zu können.
Der südliche Vorbau der Kirche wurde für Hilfswerkzwecke ausgebaut und sollte auch als Gemeindezimmer, nicht zuletzt auch für die Jugend dienen. Herr Schuhmann verstand es als Organist und Kantor das kirchenmusikalische Leben in besonderen Feierstunden auf eine bisher nicht erreichte Höhe zu heben. Kirchenchor und Posaunenchor trugen in ständig steigender Vervollkommnung zur Verschönerung und Bereicherung der Gottesdienste bei.
Der Heimkehrerkreis wurde in einen Jungmännerkreis umgewandelt und versammelte sich nun regelmäßig alle 14 Tage unter der Leitung des Gemeindepfarrers.
Eine Zählung und Neuaufnahme der Gemeindeglieder ergab 4237 Seelen. Zum ersten Mal wurde am 5. Sonntag nach Trinitatis die Goldene Konfirmation von 14 Frauen und Männern gefeiert. Die Zahl der Abendmahlsgäste überschritt erstmals die Tausendergrenze.
1948 -1955: Neue Zeit – neue Aufgaben
Nach dem Tiefpunkt der Not im Jahre 1947 begann mit dem Jahr 1948 die Entwicklung, die die Lage unseres Volkes bis in die Gegenwart bestimmen sollte. Mit der Wahrungsreform dieses Jahres wurden die Grundlagen für wirtschaftliche Gesundung, zugleich allerdings auch für das Auseinanderdriften der beiden nach der Berlinblockade 1949 entstehenden deutschen Teilstaaten Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik gelegt.
Wie viele Gemeindeglieder nützte auch Pfarrer Dr. Eichner die neugewonnene Bewegungsfreiheit zu Campingfahrten ins westliche Ausland, deren überreiche Fülle an Erlebnissen und Erfahrungen er Jahr für Jahr in den folgenden Herbstmonaten mit herrlichen Farbdiavorträgen der ganzen Gemeinde in lebendiger und humorvoller Weise zu vermitteln verstand. Diese Ausweitung und Bereicherung des Bildes der Welt mit ihren wunderbaren Schönheiten ist für viele Gemeindeglieder unvergesslich und allen Dankes wert.
Dazu kam ab 1952 noch die Tatsache, dass Dr. Eichner in Zusammenarbeit mit StR Jakob die Öffentlichkeitsarbeit der neu gegründeten Evangelischen Filmgilde auch für unsere Gemeinde wie für alle Gemeinden Nürnbergs fruchtbar zu machen bemüht war. Das Bestreben war in erster Linie darauf gerichtet, besonders wertvolle Filme zu bieten und ihre Aussage in einer anschließenden Diskussion kritisch zu erarbeiten.
1952 kam es am 13. Juli auch zum ersten großen Gemeindeausflug mit 500 Personen nach Rummelsberg, der dort Jung und Alt bei ernster Besinnung sowie bei fröhlichem Singen und Spielen vereinte.
Die Kirchenvorstandswahl im November gesellte den Herren Wolfer, Strunz, Schneller, Eirich, Rettig noch die Herren Lippmann, Rückel, Meyer, Hähnlein und Schall er sowie die Damen Else Schilffahrt und Hedwig Vogelgesang hinzu.
Die ersten Auswirkungen des heute schon wieder goldene Vergangenheit darstellenden Wirtschaftswunders“ hatten Zerzabelshof1953 so wachsen lassen, dass Dr. Eichner im „Auferstehungsboten“ vom Januar 1954 neben den neuen Bewohnern an der Passauer-und Siedlerstraße vor allem auch die neuen Gemeindeglieder aus der Siedlung für die Beamten der neugegründeten Bundesanstalt auf dem Gelände der ehemaligen „KdF-Stadt“ zwischen Valznerweiher- und Regensburger Straße herzlich begrüßen konnte.
Nach zweieinhalbjährigem Planen und Bemühen und einer Bauzeit von einem halben Jahr konnte am Sonntag, dem 17. Oktober 1954 nachmittags um 16.30 Uhr der so lang ersehnte schöne neue Gemeindesaal in einer erhebenden Einweihungsfeier durch OKR D. Schieder und Herrn Dekan KR Dr. Giegler eingeweiht und zum inneren Aufbau der Gemeinde als zweite Säule des Gemeindelebens in Gebrauch genommen werden.
Am 1. März 1955 schied Pfarrer Hofrichter, der am 14. Mai 1951 als Vikar erstmals in unserer Kirche gepredigt hatte, aus unserer Gemeinde, deren 2. Sprengel er im letzten halben Jahr betreut hatte. An seine Stelle trat Vikar Kräutlein, der mit viel guter Resonanz dreieinviertel Jahre in Zerzabelshof wirkte, bevor er am 14. Juni 1959 mit seiner jungen Frau in das brasilianische Missionsfeld ging – von Pfarrer Dr. Eichner und der Gemeinde schweren Herzens, aber doch mit den besten Segenswünschen verabschiedet.
Vom Gemeindesaal zur neuen Kirche
Im „Auferstehungsboten“ vom November 1955 kündigte Pfarrer Dr. Eichner die Einführung von Frauen- und Mütterabenden an, die in der ständig gewachsenen Gemeinde mit vielen alleinstehenden Frauen ein dringendes Bedürfnis geworden waren. Sie sollten zunächst einmal, später zweimal im Monat stattfinden.
Am 22. September 1957 feierte die Gemeinde den 25. Geburtstag unserer Notkirche, von der Dr. Eichner schrieb, sie habe in ihrer Schlichtheit etwas Gemeinschaftsbildendes und -bindendes. „Alles redete und predigte an dieser Kirche.“
Mit dem Jahresende verließ unser hochverdienter Organist Heinrich Schuhmann nach zehnjährigem Dienst in unserer Gemeinde den Vorort Zerzabelshof, um den Organistendienst in der Christuskirche zu übernehmen.
In den neuen Kirchenvorstand, der am 7. Dezember 1958 eingeführt und verpflichtet wurde, waren gewählt worden: Justine Fickenscher, Fritz Hähnlein, Helmut Hörlbacher, Leo Lades, Simon Meyer, Hans Rapp, Emil Rettig, Georg Rückel, Walter Schaller, Hans-Heinrich Schmidt, Fritz Schneller und Friedrich Struntz.
Ihre vornehmste Aufgabe sah Dr. Eichner in der Mithilfe beim Bau der neuen Kirche.
Den neuen Stadtvikar Manfred Erstling begrüßte Dr. Eichner 1960 mit dem Wunsche, er möchte der Gemeinde hoffentlich wieder einmal für einige Jahre gegönnt sein. Der Wunsch sollte glücklicherweise in Erfüllung geben: erst am 1. August 1963 wurde er als Pfarrherr nach Burgbernheim gerufen.
Wie beliebt damals die Gemeindeweihnachtsfeier war, in deren Mitte ein Weihnachtsspiel der Gemeindejugend stand, von Vorträgen des rührigen Posaunenchors umrahmt, zeigt die Tatsache, dass sie zweimal, am Samstag, den 17. und am Sonntag, den 18. Dezember, ein volles Haus brachte. Die Gemeinde war inzwischen allerdings auch auf 6500 Seelen angewachsen. Im „Auferstehungsboten“ vom Januar 1961 konnte Dr. Eichner mitteilen, dass der geplante Neubau der Auferstehungskirche mit der Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs in seine entscheidende Phase getreten war.
Am 16. Februar 1961 konnte unser Posaunenchor unter seinem umsichtigen Leiter Helmut Hörlbacher sein 15jähriges Bestehen feiern. Seine Mitgliederzahl hatte sich seit 1946 auf 13 Personen erhöht.
Das naturgetreue Modell und die endgültigen Pläne für den Kirchenneubau wurden im Frühjahr 1962 im Gemeindesaal ausgestellt, nachdem sich dieser Entwurf von Architekt Engelhardt im Verlaufe einer recht intensiven Auseinandersetzung schließlich mit seiner klaren Gestaltung und edlen Schlichtheit als würdiges Gotteshaus durchgesetzt hatte.
Einen Tag nur vor dem durch eine Kette von Schwierigkeiten immer wieder verzögerten Baubeginn starb im April derjenige Mann an einem Herzschlag, der dank des günstigen Voranschlags mit der Ausführung des Rohbaus betraut war: Kirchenvorstandsmitglied Baumeister Edmund Hähnlein, der in der Erstellung des neuen Gotteshauses die Krönung seines Lebens gesehen hatte.
Die feierliche Grundsteinlegung der neuen Auferstehungskirche konnte dann am Sonntag, den 17. Juli 1963, um 10.45 Uhr nach dem von Dekan KR Kelber gestalteten Festgottesdienst von Kreisdekan OKR Dr. Giegler vollzogen werden. Kirchenchor und Posaunenchor umrahmten die Weihehandlung in würdigster Weise.
Am 18. August dieses Jahres predigte erstmals der neue Stadtvikar G. Weinmair aus Würzburg – der achte Vikar seit Dr. Eichners Amtsantritt – in unserer Gemeinde.
Im letzten „Auferstehung boten“ des Jahres sieht sich D r. Eichner genötigt, für die rasch wachsende Gemeinde, deren Gesicht vor allem durch die Umwandlung des ruhmreichen Sportparks des 1. FCN in eine Parkwohnsiedlung mit alles überragenden Hochhäusern ganz neue Züge gewinnt, neue Gemeindeglieder werben, die bereit sind, den äußerst wichtigen Dienst einer Gemeindehelferin oder -helfers w übernehmen.
Den vielen neuzugezogenen Gemeindegliedern gilt zu Beginn des für die Auferstehungsgemeinde so wichtigen Jahres 1964 der persönliche Gruß des 1. Pfarrers wie der ganzen Gemeinde.
In der Februarnummer des Gemeindeboten berichtet dann Dr. Eichner unter der Überschrift „Die Auferstehungsgemeinde braucht einen Kindergarten“ davon, dass aus den Reihen der in die neuen Siedlungsgebiete zugezogenen jungen Ehepaare die Frage nach einem evangelischen Kindergarten immer wieder herangetragen wurde. Er erwägt dabei die Möglichkeit, dessen Bau auf den Fundamenten der bald abzubrechenden Notkirche zu errichten. Im Kirchgarten würden die Kinder schließlich ein ideales Gelände zum Spielen haben. Die schnell eingehenden Anmeldungen ließen einen Kindergarten für rund 100 Kinder wünschenswert erscheinen.
Inzwischen waren am 13. April 1964 die vier neuen Glocken, deren Guss in dem hessischen Ort Sinn am 14. Januar nach einer 6-stündigen, von Glatteis gefährdeten Omnibusfahrt eine Abordnung der Gemeinde beigewohnt hatte, feierlich mit Posaunenklang und Gemeindegesang eingeholt worden. Die Aufschriften der ehernen Glocken mahnen die Auferstehungsgemeinde eindringlich:
Die 1. Glocke: Christus spricht: „Ich bin die Auferstehung!“
Die 2. Glocke: Christus spricht: „Ich bin das Leben!“
Die 3. Glocke: Christus spricht: „Wer an mich glaubt, wird leben!“
Die 4. Glocke: Christus spricht: „Wer an mich glaubt, wird nimmermehr sterben!“
Während der Turm der neuen Kirche emporwuchs, war im Laufe des Sommers noch sehr viel für die Innenausstattung des Gotteshauses zu tun. Die Spenden-und Opferbereitschaft der Gemeinde war auch hier wieder einfach bewundernswert.
Am 18. Sonntag nach Trinitatis, dem 27. September 1964, war es dann so weit. Nach einem letzten Wochenschlussgottesdienst in der alten Notkirche am 26. September, um 19.30 Uhr mit anschließendem hl. Abendmahl nahm am folgenden Sonntag um 8.30 Uhr Pfarrer Dr. Eichner mit der Gemeinde von der alten Auferstehungskirche Abschied, um dann um 9 Uhr in einem feierlichen Festzug von der Notkirche zur neuen Auferstehungskirche zu ziehen.
Im Blick auf den Weg von 1932 bis 1964 hatte Dr. Eichner im „Auferstehungsboten“ geschrieben: „Das traute Kirchlein war die bergende Arche, hinter der eine kleine Gemeinde unter Gottes Wort wachsen, zusammenwachsen und groß werden durfte. Gottes Haus und Pforte des Himmels, das durfte unser altes Kirchlein sein, dafür sind wir beim Umzug von Herzen ergriffen dankbar. Ich glaube, wir können für unsere neue Auferstehungskirche gar keinen anderen Gebetswunsch haben als den, dass die neue Kirche das werde und bleibe, was die alte Kirche war; Ort der Gegenwart und Offenbarung Gottes und Pforte des Himmels, den der Auferstandene auftut.“
Von diesem Wunsch zutiefst erfüllt, zog dann nach der Schlüsselübergabe die von herzlichem Dank gegenüber Gott dem Herrn bewegte Festgemeinde in das neue Gotteshaus ein, das in seiner großartigen Schlichtheit alle sogleich in seinen Bann zog, die die Würde, Erhabenheit und Größe dieses modernen sakralen Raumes auf sich wirken ließen. Die Festpredigt von Kreisdekan OKR Dr. Giegler war von Darbietungen des Posaunenchors und des Kirchenchors umrahmt, denen die herrliche Akustik des weiten und hohen Kirchenraumes doppelte Strahlkraft verlieh.
Nach dem Festgottesdienst versammelten sich die Ehrengäste und die Gastgeber im Gemeindesaal zum Austausch der Glückwünsche und der Dankesbezeugungen.
Zum Festkindergottesdienst um 15 Uhr war die ganze nichtkonfirmierte Jugend herzlich eingeladen. Zum Abschluss des Festtages hatten der Architekt und die Künstler sich bereit erklärt, um 17 Uhr in der Kirche vor der Erwachsenengemeinde ein persönliches Wort zu dem neuen Bau und den einzelnen Kunstwerken in und an ihm zu sagen.
So steht nun unsere neue Auferstehungskirche seitdem als ein weit über Nürnberg hinaus bewundertes Gesamtkunstwerk moderner sakraler Baukunst da, das als architektonisches Zeugnis des Auferstehungsglaubens Lockruf und Mahnruf in einer oft in plattem Materialismus versinkenden Zeit ist.
Die bald nach der Kircheneinweihung erfolgte Ernennung Pfarrer Dr. Eichners zum Kirchenrat wertete der Geehrte im „Auferstehungsboten“ vom Januar 1965 als Ehrung der ganzen so opferfreudigen Gemeinde durch das Landeskirchenamt.
Am 15. November 1964 war für die folgenden sechs Jahre ein neuer Kirchenvorstand gewählt worden. Die Namen der gewählten Männer: Gotthold Barth, Otto Strunz, Simon Meyer, Otto Jakob, Walter Schaller, Hans Rapp, Fritz Struntz, Hans Pilhofer, Fritz Schneller, Dr. Heinz Weber, Simon Vogel.
Der Bau des Kindergartens für etwa 90 Kinder war seit November 1964 eine ausgemachte Sache. Mit seiner Planung wurde von der Gesamtkirchenverwaltung wieder Architekt Engelhardt, der Erbauer der neuen Kirche, betraut. Der Verkauf der alten Kirche im März 1965 machte den Weg für den Bau des Kindergartens endgültig frei. Im „Auferstehungsboten“ vom April dieses Jahres konnte Dr. Eichner mit Genugtuung feststellen, dass mit der neuen Kirche der Gottesdienstbesuch erfreulich gestiegen sei. Auch in den Bibelstunden gebe es viele neue Gesichter.
Ein besonderes Anliegen, das ihn lange am Herzen gelegen hatte, konnte Pfarrer Dr. Eichner noch im Dezember 1965 realisieren: anstelle der Gefallenenschilde in der alten Kirche wurden aus deren kleiner Bronzeglocke zwei große quadratische Bronzetafeln mit den Namen der Gefallenen von Frau Rossner, einer bekannten Bildhauerin und Künstlerin unserer Gemeinde, in Verbindung mit der Bronzegießerei Kirchner in Ascholding geschaffen, die im Turn1durchgang die Erinnerung an die im Krieg gebliebenen Gemeindeglieder seitdem in würdiger Weise bewahren.
Nach 20 Jahren treuen Dienstes während schwerer Zeiten des Wiederaufbaus zusammen mit seiner stets hilfsbereiten lieben Gattin musste unser Kirchner Stefan Bürner am 1. Januar 1966 wegen Krankheit in den Ruhestand treten. Frau Ruckdeschel erklärte sich bereit, die Vertretung im Kirchenamt für die nächste Zeit zu übernehmen.
Ein zweiter Abschied war Ende Februar nach zweidreivierteljähriger Tätigkeit von Stadtvikar Weinmair zu nehmen, der ab 1. März 1966 auf die Pfarrstelle Münchenreuth im oberfränkischen Zonengrenzgebiet bei Hof berufen war. Am 2. März trat Stadtvikar Carsten Rüss aus Erlangen an seine Stelle. Seine Wohnung nahm er dem von der Gesamtkirchenverwaltung erworbenen neuen Pfarrhaus, Zwieseler Straße 7.
Ab Mitte des Jahres hatte die Gemeinde in Herrn Drechsel wieder einen hauptamtlichen Kirchner.
Am 16. September aber konnte endlich der Kindergarten nach wiederholten Verzögerungen durch Schwierigkeiten bei der Genehmigung der Planungseinzelheiten eingeweiht und eröffnet werden. In dem architektonisch schönen Flachbau fanden nun 90 Kinder unter der Obhut von vier Kindergärtnerinnen eine Betreuungsstätte, wo sie in pädagogisch und psychologisch behutsamer Weise auf ein Leben in der Gemeinschaft und in christlichem Geist vorbereitet werden.
Bei der Vollendung dieser Pflanzstätte für die ganzjunge Gemeinde hatte Dr. Eichner jedoch bereits die Abrundung des wachsenden Gemeindezentrums mit einem Altenwohnheim für etwa 50 Gemeindeglieder im Auge.
Der März 1967 brachte den Abschied von der allseits verehrten Gattin unseres Pfarrers Dr. Eichner. 13 Jahre lang hatte sie ihr unheilbares Leiden mit größter Geduld und Ergebenheit getragen. Wie hatte sie sich dabei für den Frauen-und Mütterdienst eingesetzt! Keiner wird je das helle Leuchten ihrer Augen vergessen, wenn sie sich in den letzten Jahren ihres Lebens immer wieder an den bestimmten Platz an der rechten Seite der Kirche fahren ließ: ein stilles, aber umso eindringlicheres Beispiel christlicher Gottergebenheit. Im selben März war die Erweiterung und Neugestaltung der alten Orgel von der Firma Kemper und Sohn, Lübeck, abgeschlossen. Der Organist Herbert Kornetzky wünschte sich, dass die neugestaltete Orgel dazu diene, der Gemeinde ihre Gottesdienste lieb und wert zu machen.
Eine wichtige Entscheidung für längere Zeit fiel im Monat April: die Wahl des 2. Pfarrers anstelle des Stadtvikars. Sie fiel auf Pfarrer Friedrich Daum von Weidhausen bei Coburg.
Nach der herzlichen Verabschiedung von Stadtvikar Rüß wurde Pfarrer Daum am 23. Juli 1967 als 2. Pfarrer von Dekan KR Kelber feierlich installiert und anschließend im kleinen Gemeindesaal im Kreis geladener Gäste zusammen mit seiner ganzen Familie herzlich begrüßt.
Seinen Dienst in der Gemeinde begann er am 27. August. Neben der Betreuung des 2. Pfarrsprengels oblag ihm auch diejenige der Jugendarbeit in der Gemeinde.
Am 3. Adventssonntag, dem 17. Dezember 1967, konnte nach einer Festpredigt von Pfarrer Fuchs vom Landesverband der Inneren Mission die feierliche Grundsteinlegung zu unserem Altenwohnheim um 10.45 Uhr vollzogen werden.
Im Mai 1968 konnten die letzten vier Bronzeplatten am Hauptportal der Kirche angebracht werden. Die Gemeinde besitzt seitdem mit diesem „Tor des Zeugnisses“ von dem akad. Bildhauer Walter Ibscher ein ehernes Denkmal moderner Verkündigungskunst, das sich in seiner besonderen Gestaltungssprache mit den großen hochmittelalterlichen Kirchenportalen sehr wohl messen kann, was von sachkundigen Betrachtern aus nah und fern immer wieder bestätigt wurde.
Gleichzeitig konnten neben den Farbglasfenstern an der Altarwand nun auch die unteren Fenster an den Seitenwänden von dem akad. Maler Jakowitsch, Wien, farbig gestaltet werden, was den weihevollen Sakralcharakter des Kirchenraums noch zu vertiefen half.
Der 7. Dezember 1968 brachte schließlich mit der feierlichen Einweihung des „Julius-Schieder-Altenwohnheims“ an der Rohrmattenstraße die Vollendung unseres vorbildlichen Gemeindezentrums. In festlichem Zug begaben sich die Heiminsassen in die Auferstehungskirche, in der dann der Leiter des Landesverbandes der Inneren Mission, KR Dyroff, Nürnberg, die Festpredigt hielt.
Nach dem Gottesdienst ging der Zug der Heiminsassen wieder zum Altenwohnheim, vor dem KR Pfarrer Dr. Eichner die Weihe des neuen Hauses vornahm, um dann die Grußworte der Ehrengäste entgegenzunehmen.
Voll Befriedigung und Dankbarkeit gegenüber Gott dem Herrn konnte so Pfarrer Dr. Eichner nach 30 Jahren emsigster Tätigkeit als Hirte seiner Gemeinde auf dieses Zentrum christlichen Lebens am Südostrand seines Gemeindebereichs blicken: Kirche, Pfarrhaus, Sakristei, kleiner Gemeindesaal, großer Gemeindesaal, Kindergarten und Altenwohnheim boten nun Heimstätten für alle Altersgruppen und alle Lebenslagen dieser in einem knappen halben Jahrhundert von einem kleinen Vorstadtdorf zu einem blühenden Stadtteil einer modernen Großstadt herangewachsenen evangelisch-lutherischen Gemeinde.
Im September 1969 genehmigte der Kunstausschuss des Landeskirchenrats die Aufstellung des Bronzedenkmals eines Zeugen auf der Säule vor der Kirche.
Höhepunkt des Jahres wurde am 26. September 1969 das 40jährige Jubiläum unseres Kirchenchors unter seinem Leiter, Herrn Organist Kornetzky, in einem Festgottesdienst und einer Feierstunde um 17 Uhr am Nachmittag dieses Sonntags.
Im Dezember 1970 sieht Dr. Eichner die wichtigste Aufgabe des am 8. November neugewählten Kirchenvorstands darin, sich nach dem Abschluss des äußeren Aufbaus und Ausbaus der Gemeinde mit dem Pfarrer nun um den inneren Aufbau zu bemühen.
Nachdem die hochverdienten Herren Fritz Schneller, Fritz Struntz, Otto Strunz und Simon Vogel auf eine Wiederwahl verzichtet hatten, waren wiedergewählt worden: Gotthold Barth, Walter Schaller, Otto Jakob, Simon Meyer, Helmut Hörlbacher, Hans Pilhofer, und neu gewählt wurden Wolfgang Andreae, Dr. Ernst Heizmann und Gerhard Berr.
Im Rückblick auf Weihnachten 1970 meldete sich im Januar 1971 ein „Nothilfe-Team von Zabo“ zu Wort, das bereits seit einem Jahrzehnt am äußersten Rand des Gemeindebereichs in aller Stille christliche Nächstenliebe praktiziert hatte: die Familien Hermelink, Herrmann, Otto Strunz, Barth und Frau Pfarrer Schmidt hatten zusammen mit jüngeren Gemeindegliedern einen Betreuungsdienst für die kinderreichen Familien des Obdachlosenlagers an der äußeren Regensburger Straße aufgebaut, wobei in der Gemeinde gesammelte Kleidungsstücke, aber auch Lebensmittel an die Bedürftigen weitergeleitet wurden. Dazu kam dann im Laufe der Zeit noch die Hausaufgabenbetreuung und an Weihnachten der Zubringerdienst mit PKWs zu der Weihnachtsbescherung für die Kinder der Obdachlosensiedlung am 3. Adventssonntag. Dieser Zubringerdienst holte die Kinder allerdings auch zu den gewöhnlichen Kindergottesdiensten.
Mit dem 70. Geburtstag von KR Dr. Eichner am 20. Juli 1973 neigte sich nach 35 Jahren unermüdlicher seelsorgerlicher und organisatorischer Tätigkeit im Dienste des Gemeindeauf- und -ausbaus die Ära D r. Günther Eichner ihrem Ende zu, aber er musste die 1. Pfarrstelle Zerzabelshof noch ein ganzes Jahr als Pfarrverweser betreuen, bevor die Auferstehungsgemeinde einen neuen 1. Pfarrer bekommen konnte.
Nach dem Tode unseres hochverdienten langjährigen Organisten und Kantors Herbert Kornetzky im Jahre 1972, hatten ein Jahr lang Herr Schuhmann, Herr Kramer und die Kindergottesdiensthelfer Bernhard Götz und Kurt Körner in dankenswerter Weise ausgeholfen, bis die Gemeinde im Herbst 1973 mit Frl. Christa Haase eine neue Organistin gewinnen konnte. Zum 1. Juli 1974 hat schließlich der Landeskirchenrat die 1. Pfarrstelle Nürnberg-Zerzabelshof wieder besetzt. Er schlug dem Kirchenvorstand den 2. Pfarrer in Weiden-St. Michael, Herrn Friedrich Rehm vor. Die Kirchenvorsteher stimmten seiner Ernennung denn auch geschlossen zu.
So verabschiedete sich KR Dr. Günther Eichner in dem Hauptgottesdienst vom 30. Juni 1974 mit einer Abschiedspredigt nach 36 Jahren als 1. Pfarrer von der ihm liebgewordenen Auferstehungsgemeinde.
Der 1. neue Pfarrer
Am 7. Juli 1974 erfolgte sodann die feierliche Amtseinführung von Pfarrer Friedrich Rehm durch Prodekan Fritz Wolf im Hauptgottesdienst. In der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche verlas nach dem Einzug der Geistlichen und der Kirchenvorsteher sowie dem Eingangslied und dem Introitus Senior Pfarrer Fries die Installationsurkunde für Pfarrer Rehm. Prodekan Wolf hielt seine Ansprache über den Wochenspruch Galater 6,2: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen!“ Nach der Einsegnungshandlung und der Einsegnung durch Prodekan Wolf hielt Pfarrer Rehm seine Antrittspredigt über Epheser 2, 19-22. Er forderte dabei die Gemeinde auf, mitzuhelfen beim Bau des Hauses Gottes unter uns. Mit Kirchengebet, Vaterunser und Segensgruß endete der von Posaunen- und ökumenisch verstärktem Kirchenchor feierlich umrahmte Festgottesdienst. Im festlich mit Blumen geschmückten großen Gemeindesaal, in dem ein kaltes Buffet angerichtet war, stellte anschließen Prodekan Wolf die gesamte Pfarrerfamilie, das Familienoberhaupt, die Gattin, die 14-jährige Tochter, den 17-jährigen Sohn, die Mutter und die Schwiegermutter den zur Gratulationscour versammelten Ehrengästen und der Gemeinde vor.
Nach den Grußworten und Segenswünschen der Geistlichen, darunter auch Pfarrer Gäßlein von der katholischen Nachbargemeinde, der Vertreter der Parteien und der Schulen brachte StD Jakob als Sprecher des Kirchenvorstandes und der Leiter der Gemeindejugendarbeit im Namen der Jugend die herzlichsten Glück- und Segenswünsche zum Ausdruck. Bewegt dankte Pfarrer Rehm für alle guten Wünsche.
Ab 1. August 1974 war Frau Hildegard Hacker als Halbtagskraft für das Pfarramt gewonnen worden, dafür musste die Gemeinde aber am 1. September schon wieder die Organistin und Chorleiterin, Frl. Christa Haase, als Kirchenmusikerin an die Paul-Gerhardt Gemeinde in Langwasser abgeben.
Der Kirchenvorstand bat schließlich in aller Form den Landeskirchenrat um die offizielle Beauftragung von Herrn Kirchenrat Dr. Eichner mit dem seelsorgerlichen Dienst im Altersheim an der Regensburger Strasse und im Wohnstift an der Bingstrasse, diakonische Pflichten, die ja nicht unbeträchtliche Aufgaben zusätzlich für unsere Gemeinde darstellen und deren Wahrnehmung durch KR Dr. Eichner ganz besonderen Dankes wert ist.
Ein ganz großer Abend des Abschiednehmens aber wurde die Feierstunde im großen Gemeindesaal am 29. September 1974, in der Schwester Martha Kühner nach 35 Jahren segensreicher Tätigkeit an der Seite von KR Dr. Eichner in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde. Für alle bleibt sie in der Erinnerung, wie StD Jakob als Sprecher der Gemeinde und des Kirchenvorstands sagte, der gütige „Engel von Zabo“.
Am 1. Februar 1975 konnte, dankbar und mit den besten Wünschen begrüßt, Herr Kurt Nagel seinen Dienst als Organist und Kantor bei uns antreten, womit wieder eine empfindliche Lücke in der Gemeindearbeit geschlossen war.
Eine weitere Lücke schloss sich im selben Monat mit der Gewinnung der Neuendettelsauer Diakonisse Dorothea Miekisch aus Schlesien als neue Gemeindeschwester.
Höhepunkt des Jahres 1975 wurde der erste ökumenische Gottesdienst mit St. Stefan am 6. Juni um 19.30 Uhr, bei dem beide Kirchenchöre zusammen eine Messe von Joseph Haydn boten und dann am 6. Juli der erste große Tag der Gemeinde mit Posaunenblasen und offenem Singen von Kirchenchor und Gemeinde im Freien hinter der Kirche, dem gemeinsamen Mittagessen um 12 Uhr im Kirchgarten, Kindernachmittag mit Kasperltheater, Sackhüpfen und Wurstschnappen ab 14 Uhr, Kaffeetrinken um 15.30 Uhr und Sommernachtstanz im großen Gemeindesaal ab 20 Uhr unter dem Motto: „Mutti geht mit Vati tanzen“. Ein wahres Familienfest der Gemeinde.
Und noch eine Prämiere! Am 14. Oktober um 15 Uhr begann unter der Leitung von Frau Charlotte Giggl im kleinen Gemeindesaal der erste Nachmittag des neugegründeten Altenclubs unserer Gemeinde.
Unvergesslich blieb schließlich allen Teilnehmern die Kirchenvorsteherfreizeit beim Iglwirt auf dem Schlossberg über Osternohe vom 8. zum 9. November 1975.
Ganz guten Anklang der erste „Kirchenkaffee“ am 2. Advent nach dem Gottesdienst.
Das Jahr 1976 brachte vom 22.-24. März die erste Ökumenische Bibelwoche zusammen mit der St. Stefansgemeinde mit dem Thema“ Begegnung mit Gott“, die nicht nur von den konfessionsverschiedenen Ehepaaren der beiden Gemeinden freudig begrüßt wurde und sehr großen Zuspruch fand.
Nach dem guten Start im Vorjahr wurde das Sommerfest der Gemeinde am 11. Juli 1976 ein ganz großer Erfolg. Der Familiengottesdienst stand unter dem Motto: „Miteinander geht es besser“. Am Nachmittag machte der Kindergarten mit seinen reizenden selbstgebastelten Sachen erfreulich gute Geschäfte, aber nicht weniger erfolgreich war Oberlandesgerichtsrat Schaller als stimmgewaltiger, humorvoller Auktionator im Kindergarten. Es war wieder ein großes Fest der ganzen Gemeinde, bei dem man sehen konnte, wie viele Freunde sie doch letztlich hat.
Die Kirchenvorsteherwahl am 7. November 1976 brachte mit ihrem Ergebnis ein breites Spiegelbild der Gemeinde mit all ihren Gruppen, da das weibliche und das jüngere Element nun auch stärker vertreten waren. Gewählt waren: die Herren W. Andreae, G. Berr, W. Erbe, (später J. Schröder), Dr. Gröschel (wegen beruflicher Überlastung später durch Dr. Glöckel abgelöst), K. Haller, Dr. Heizmann, H. Hörlbacher, O. Jakob, S. Meyer und W. Schaller, sowie die Damen W. Angerer und E. Förster.
Am 26. Januar traf sich erstmals ein neuer Kreis für junge Mütter zu einem Vortrag mit dem Thema „Mein Kind und ich“ und lebhafter Diskussion.
Im Herbst 1977 verließ uns Frau Ingeborg Woltmann, um in ihre Vaterstadt Marburg zurückzukehren. Sie hatte sich nicht nur um die Frauenarbeit in der Gemeinde, sondern auch als Gemeindehelferin und Kirchenvorsteherin sehr verdient gemacht. Leider war ihr in Marburg nur noch ein knappes Jahr in dieser Welt gegönnt.
Im Dezember ist nach der Verschönerung des großen Gemeindesaals auch die Beendigung der Reparaturen in der Auferstehungskirche voll Dankbarkeit gegenüber der Gesamtkirchenverwaltung und dem Kirchenbauamt zu vermelden.
Ein bitterer Schlag aber traf die Gemeinde am 29. März 1979 mit dem plötzlichen Heimgang unseres um sie so vielfach verdienten Julius Kramer, der vor allen auch als Hilfsorganist in Übergangszeiten bereitwillig eingesprungen war.
Am Ostermontag, 16 April, führte Prodekan Dr. Dietzfelbinger unseren Kirchenvorsteher Dr. Heizmann im Hauptgottesdienst in sein Amt als Prädikant ein.
Daneben standen dann wieder zwei Höhepunkte:
Das wunderbare Festkonzert am 11. Mai um 19 Uhr in unserer Kirche zum 50-jährigen Bestehen unseres Kirchenchors – verstärkt durch den Kirchenchor von St. Stefan und begleitet vom Telemann-Orchester – und das Feierabendmahl am 15. Juni im Rahmen des Nürnberger Evangelischen Kirchentags in unserer Kirche und im großen Gemeindesaal zusammen mit unseren lieben Gästen aus Dinslaken, Plön, Föhr, London und Oslo.
Der erste Tag nach den Weihnachtsfeiertagen 1979 brachte den herben Abschied von unserem hochverehrten Senior Otto Strunz, der fast ein halbes Jahrhundert lang an der Seite von Stadtvikar Schmidt und KR Dr. Eichner das Leben unserer Gemeinde an vorderster Front mitbestimmt und mitgetragen hatte.
Leider mussten wir in der Kirchenvorstehersitzung am 25. Juni 1980 aus beruflichen Gründen auf seiner Seite Werner Erbe verabschieden, der in der Jugendarbeit, bei Freizeiten, Jugendgottesdiensten, Sommerfesten, Ausbau und Verbesserung von Jugendräumen, im Mitarbeiterkreis und Jugendausschuss sowie vor allem auch als Leiter einer großartigen Band unbezahlbare Dienste geleistet hat.
Höhepunkt dieses Jahres 1980 waren die Feiern zum 450. Jubiläum unseres Augsburger Bekenntnisses hier in Nürnberg und die Teilnahme einer Abordnung unserer Gemeinde nach Augsburg am Samstag, den 28. und Sonntag, den 19. Juni – an diesem Sonntag waren wir Gäste beim Festgottesdienst in der Auferstehungsgemeinde Augsburg-Hochzoll von Pfarrer Eckhard Eichner – sowie das große Gemeindefest 1980 am 6. Juli, das in einem wie selten verregneten Sommer mit schönem Wetter gesegnet war.
Am 1. September 1980 trat der Religionspädagoge Joachim Wohlfeil seinen Dienst als hauptamtlicher Jugendleiter bei uns an, um die Jugendarbeit weiter ausbauen zu helfen.
Vom 11. bis 27. Oktober besuchte zum zweiten Mal eine größere Gruppe aus unserer Gemeinde das Heilige Land, ein Erlebnis, das in schriftlichen Berichten und eindrucksvollen Lichtbildern im Januar 1981 auch der Gemeinde vermittelt wurde.
Seit den Weihnachtstagen 1980 konnte sich die Gemeinde an den von einem hochherzigen Stifter ermöglichten bunten Farbfenstern im oberen Teil der Ostwand unserer Kirche erfreuen. Sie sind von Frau Ortrud Thieg-Karkosch geschaffen.
Der „Auferstehungsbote“ vom Januar 1981 konnte erfreulicherweise vermelden, dass am 1. April für die aus Altersgründen ausscheidende Frau Hacker Frau Lieselotte Straub als hauptamtliche Pfarramtssekretärin angestellt sein. Zugleich kündigte er die Eröffnung einer „Teestube“ zum Ausbau unserer Gemeindejugendarbeit an.
Am 5. März konnte der „Evangelische Diakonieverein“ (bis 13.02.1978: Gemeindeverein) Nürnberg-Zerzabelshof e.V. sein 50-jähriges Bestehen feiern. Am selben Tag des Jahres 1931 war er ja mit Stadtvikar R. Schmidt als 1. Vorstand, Bürgermeister Reitenspieß als 2. Vorstand, Steuerinspektor Schuster als Schriftführer und Kriminalkommissar Wolter als Kassier gegründet worden. Dem Ausschuss gehörte auch schon Otto Strunz an. Eine von Herrn Sobotta erstellte Chronik berichtet in knappen Worten von dem unendlichen Segen, der mit den verschiedensten Hilfsdiensten in der schweren Gründungszeit, in Kriegs- und Nachkriegszeit tagtäglich gewirkt worden ist.
Die Tagung der Gemeindemitarbeiter vom 6. bis 8. Februar 1981 in Rummelsberg, die das Thema „Jugend in der Gemeinde“ hatte, machte die oft sehr tief gehenden Meinungsunterschiede und Gegensätze zwischen den Generationen sichtbar.
In erfreulicher Weise wurde jedoch die Bereitschaft, als Jünger eines Herrn und als Träger eines Glaubens aufeinander zuzugehen und aufeinander zu hören, bei den 43 jüngeren und älteren Gliedern der Gemeinde gelebte Wirklichkeit, die vom 17. bis 21. Juni 1981 gemeinsam an dem großen Evangelischen Kirchentag in Hamburg teilnahmen. In einer Zeit der großen Sorgen und Ängste auf dieser von Eigensucht und Streit erfüllten Erde durften sie sich mit ihrer Gastgebergemeinde in Hamburg-Meiendorf unter das tröstliche Kirchentagsmotto: „Fürchtet Euch nicht!“ gestellt wissen.
Dieses Wort des Auferstandenen ist auch in unsere Gemeinde hereingesprochen, die seit dem Weggang von Pfarrer Friedrich Daum als 1. Pfarrer der Gemeinde St. Paul in Fürth mit Wirkung vom 1. April 1982 sich in eine Phase des Übergangs gebracht sieht. Wir haben Pfarrer Daum nach 15 Jahren treuer seelsorgerlicher Tätigkeit in unserer Gemeinde bei einer schlichten Feierstunde am 29. März in unserem großen Gemeindesaal zusammen mit seiner Familie mit dem Ausdruck aufrichtigen Bedauerns, aber auch des herzlichen Dankes – vor allem von Seiten der Jugend – verabschiedet.
Der Montagebeginn bei dem neuen Jugend- und Gemeindezentrum (Anmerkung: heute Jugend- und Gemeindehaus Arche) in seinem ehemaligen Sprengel an der Passauer Strasse, für das er sich seit vielen Jahren eingesetzt hatte, ist nun für diesen Herbst in Aussicht gestellt.
Andererseits ist die Ausschmückung unserer Auferstehungskirche mit der Anbringung neuer herrlicher Farbfenster von Frau Thieg-Karkosch am 21. März 1982 zu einem gewissen Abschluss gekommen, der sie uns doppelt lieb gewinnen lässt.
So können wir im Blick auf das erste halbe Jahrhundert unserer Auferstehungsgemeinde voll Dankbarkeit gegenüber Gott als dem Herrn der Geschichte mit dem Propheten Samuel (I, 7,12) sprechen: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen.“
Und wir schreiten in das zweite halbe Jahrhundert unserer Gemeinde, allen Zukunftsängsten zum Trotz, in gläubigem Aufblick zu dem auferstandenen Herrn, der mit der Verheißung an die Seinen von dieser Erde geschieden ist (Matth. 28, 20): „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Woher kommt der Name „Julius-Schieder-Platz“
Der Platz wurde benannt nach Julius Schieder (1888-1964), Oberkirchenrat und bedeutender Kreisdekan von Nürnberg. Er übte dieses Amt aus von 1935-1958; diese Zeit umfasste also die Phase des Kirchenkampfes im „Dritten Reich“, die furchtbaren Kriegsjahre mit der völligen Zerstörung Nürnbergs und die schwere Nachkriegszeit. Schieder erwies sich auch in dieser Bewährungsprobe als mutiger Prediger der Bekennenden Kirche.
Theologisch lernte er gerade in diesen Herausforderungen Schrift und Bekenntnis als die Grundlagen seiner Evang.-Luth. Kirche in Bayern schätzen, die ihm den lebensnotwendigen Halt gaben in der Konfrontation mit der NS-Ideologie. Neben seinen vielen Predigten und Vorträgen wurde er hauptsächlich bekannt durch seine Homiletik und Katechetik.
1. Pfarrstelle | |
Stadtvikar Heinrich Schorn | 01.05.1928 – 1930 |
Stadtvikar Rudolf Schmidt | 15.04.1930 – 1935 |
Stadtvikar Max Borger | 01.05.1935 – 1937 |
Stadtvikar Konrad Blos | 01.09.1937 – 1938 |
Pfarrer Dr. Günter Eichner | 1938 – 30.06.1974 |
Pfarrer Friedrich Rehm | 01.07.1974 – 31.08.1991 |
Pfarrer Fridolin Förster | 01.11.1991 – 31.07.2001 |
Pfarrer Uwe Bartels | 01.02.2002 – 31.11.2020 |
Pfarrer Christoph Zeh | seit Juli 2021 |
2. Pfarrstelle | |
Stadtvikar Rupprecht | unbekannt – 1941 |
Stadtvikar Hofrichter | 05.1951 – 28.02.1955 |
Vikar Kräuterlein | 01.03.1955 – 14.05.1959 |
Stadtvikar Manfred Erstling | 1960 – 31.07.1963 |
Vikar Weinmeier | 01.08.1963 – 28.02.1966 |
Vikar Carsten Rüss | 02.03.1966 – 23.07.1967 |
Pfarrer Friedr. Daum | 27.08.1967 – 31.03.1982 |
Pfarrer Helmut Steib | 01.09.1986 – 11.09.1994 |
Pfarrer Matthias Weiß | 03.08.1986 – 11.09.1994 |
Pfarrerin Ulrike Hink | 01.02.1995 – 31.10.2014 |
Pfarrerin Sonja Straub | 01.05.2015 – Sommer 2017 |
Pfarrerin Erika Markgraf | 01.09.2017 – 01.09.2019 |
Pfarrer Dr. Peter Aschoff | seit 01.09.2019 |